KGA-Vor-den-Toren-II

 

Damals war´s


Zeitzeugenbericht über unsere Kolonie

Von der Gründung bis heute …

aus der Erinnerung des damals 4jährigen

- Klaus Bellert -

 

Gründungsmitglied Oskar Biehler mit Enkelsohn Klaus Bellert 1939 beim Bau seiner Laube.

Ende der 30er Jahre wurden sehr viele Gartenkolonien im Bereich Charlottenburg und Siemensstadt, wegen des Baubooms der Firma Siemens, gekündigt.

Zwangsweise mussten deshalb viele Parzellanten umgesetzt werden. Als Ersatzgelände wurden dafür die Mäckeritzwiesen angeboten. Allerdings lagen diese weit entfernt von den öffentlichen Verkehrsmitteln, mitten im Wald. Fußmärsche von 30-50 Minuten waren deshalb der Normalfall. Außerdem war das Gelände noch nicht erschlossen, d.h. fließend Wasser und elektrischer Strom waren noch nicht vorhanden. Kerzenlicht und Handpumpe waren angesagt. Aber trotzdem waren die Parzellen heiß begehrt und die ersten Kolonien wurden ab 1937 gegründet.



1940, das Haus steht und die erste Ernte wird begutachtet

Unsere Kolonie „Vor den Toren II„ wurde dann im Jahre 1939 gegründet. Die neuen Parzellanten waren mit ihren Familien sehr glücklich einen Garten erhalten zu haben. Sie begannen mit großem Eifer das Land zu bestellen. Allerdings gab es auch damals schon Vorgaben, wie groß und wo dürfen die Häuser gebaut werden. Wo müssen Bäume und Sträucher gepflanzt werden und eine einheitliche Umzäunung (hölzerner Staketenzaun) wurde angeordnet.

Anfang der 40er Jahre wurden dann endlich elektrische Oberleitungen erstellt, so dass man auf das Kerzenlicht verzichten konnte. Leider breitete sich dann der 2.Weltkrieg immer weiter aus und viele Männer mussten in den Krieg ziehen. Da die Lage immer dramatischer und die gesamte Versorgung schlechter wurde, war es immer wichtiger, dass jeder dem anderen half um über die Runden zu kommen.
Nach den ersten großen Luftangriffen auf Berlin, in den Jahren 1943/44, wurden etliche Gartenfreunde ausgebombt und verloren ihre Wohnungen. Daraufhin erhielten mehrere der betroffenen Gartenfreunde eine Wohn-genehmigung und zogen in ihre Lauben, die sie dann teils großzügig ausbauten.
Einige wenige erhielten auf Zuteilung des Staates ein hölzernes Behelfsheim, was sie aber selber aufstellen mussten. Einige davon kann man noch heute in unserer Kolonie sehen.
Da die Bombenangriffe immer heftiger wurden, ist am Rande der Kolonie (Höhe Pommernweg/Im Winkel) ein Luftschutzbunker erbaut worden. In dem konnte die Bevölkerung der Mäckeritzwiesen bei Alarm Unterschlupf finden. In dieser Zeit wurden leider auch einige Gartenlauben durch Brand- und Sprengbomben zerstört. Einer der ersten, der ein Behelfsheim erhielt,
war unser Gartenfreund - Fritz Klose - im Brandenburgweg.

Fritz Klose

Der Gartenfreund  - Fritz Klose - kümmerte sich von nun an sehr rührig um unsere Kolonie und wurde dann auch bald unserer langjähriger 1.Vorsitzender.
Nach Kriegsende wurde nun vieles anders, aber nicht unbedingt besser. Leider kamen viele Männer nicht mehr aus dem Krieg zurück, so dass die alleinstehenden Frauen mit ihren Kindern die Parzellen aufgaben. Trotz der allgemein großen Armut aller wurde die Kameradschaft untereinander immer besser und einer half dem anderen.

20. Jubiläumsfest 1959 Umzug unter Führung des damaligen Vorsitzenden Fritz Klose


Langsam begannen die kleinen Feiern wieder zu erwachen und Dank des selbstgemachten Obstweines, oft auch sehr lustig. Doch der Höhepunkt eines jeden Jahres war, wie auch heute noch, das jährliche Sommerfest .Wo so manche Freund- und Bekanntschaft, ja sogar Lebensgemeinschaften entstanden sind. 


In den 60er Jahren begann der große Aufbruch der Kolonie. Wir bekamen endlich alle fließend Wasser, wenngleich auch die gesamte Anlage von uns selber gebuddelt und verlegt werden musste. Selbstverständlich musste auch jeder alles allein bezahlen. Etwas später wurden dann die alten, maroden Oberleitungen durch Erdleitungen ersetzt. Auch hier war wieder körperlicher Einsatz bei den Buddelarbeiten erforderlich.  
Leider wurde 1974 der Flughafen Tegel zum Großflughafen ausgebaut, so dass wir von nun an auch vom Fluglärm stark belästigt und damit in der Erholung eingeschränkt wurden.

Der einzige Vorteil dadurch war ein befestigter Fahrweg, was eine große Erleichterung für Fußgänger und Autofahrer bedeutete. Nachdem der Betonbunker in den 70er Jahren gesprengt und abgetragen war, hatte man mit dem Betonschutt die riesige, tiefergelegene Wasserwiese damit verfüllt. Darauf wurde dann Erde aufgetragen und unsere Kolonie durch neue Parzellen erweitert.

Wegbefestigung Westpreußenweg September 1998

Nach dem Ende der Ära „Fritz Klose„ wechselten die Vorstände jetzt öfters und jeder neue Vorstand setzte sich eine neue Baulichkeit als Ziel. So wurde in den 80er Jahren die gesamte Kolonie eingezäunt, Gehwege befestigt und Parkplätze geschaffen. Aber der Höhepunkt war, zur Freude aller Parzellanten, die Erbauung eines neuen Vereinshauses mit Toiletten. Auch eine neue Tanzfläche wurde geschaffen, die bei den diversen Festlichkeiten reichlich benutzt wird.

Da der Garten nicht nur aus Arbeit bestehen sollte, wurde auf Wunsch des Gartenfreundes  - Klaus Bellert - eine Skatgruppe gegründet, die sich noch heute großer Beteiligung erfreut. 

Weil in der Skatgruppe aber überwiegend Männer ihren Spaß finden, wurde zur großen Freude der Gartenfreundinnen
- 2002 durch Karin Hopfe - die Frauengruppe gegründet.

Als weitere Maßnahmen wurden, wegen der vermehrten Laubeneinbrüche und Diebstähle, eine Wegebeleuchtung installiert und einige Parkplätze eingezäunt.

Als eine der letzten Baulichkeiten wurde für viel Geld ein Holzschuppen auf dem Festplatz gebaut, der aber leider auch für Ärger unter etlichen Parzellanten sorgte. 

In der Hoffnung, dass unsere Kolonie sich auch unter dem 

 

neuen Vorstand weiter so entwickelt, 
wünsche ich uns allen viel Glück, 
Gesundheit und immer eine gute Ernte. 

                         

Euer immer noch sehr glücklicher Gartenfreund.


November 2014